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QE der EZB treibt Target2-Saldo vor sich her
Seit Anfang 2015 sind unter anderem bedingt durch die Anleihekäufe der nationalen Notenbanken im Auftrag der Europäischen Zentralbank (EZB) die Target2-Salden angestiegen. So ist es beispielsweise nur noch eine Frage der Zeit, bis die Forderungen der Deutschen Bundesbank die Marke von einer Billion Euro überschreiten. Vor diesem Hintergrund sind sicherlich auch die jüngsten Äußerungen des Bundesbankpräsidenten, Jens Weidmann, zu verstehen, der als Hauptaufgabe des zukünftigen EZB-Präsidenten die Normalisierung der Geldpolitik im Euroraum unter Berücksichtigung der Preisstabilität anmahnt. Ob er sich sogar höchst persönlich damit beschäftigen muss, werden wir allerdings erst in einigen Monaten erfahren. Denn der Vertrag von Mario Draghi ist bis Ende Oktober 2019 terminiert, und über die Personalie seiner Nachfolge wurde noch nicht beraten.
In diesem Zusammenhang hat auch erst vor wenigen Tagen der EZB-Chefvolkwirt Peter Praet darauf verwiesen, dass man inzwischen erhebliche Fortschritte erzielt habe, die Inflation wieder in Richtung der EZB-Zielzone von 2% zu treiben. Daran wird sich seines Erachtens auch nach dem Ende der Anleihekäufe nichts ändern. Das wäre allerdings schon Grund genug, sich von der expansiven Geldpolitik zeitnah zu verabschieden, was inzwischen von immer mehr EZB-Ratsmitgliedern gefordert wird.
Jedoch verweisen führende Notenbanker wie der Chef der Banque de France, Villeroy de Galhau, auch darauf, dass die Zeit gekommen sei, zur Stärkung der Eurozone endlich die notwendigen Reformen auf den Weg zu bringen. Zu lange verlassen sich bereits die Politiker auf die „Heilkräfte“ der EZB, doch können die in der Vergangenheit getroffenen Maßnahmen nicht beliebig oft wiederholt werden. Die Geldpolitik kann nicht die alleinige Antwort auf wirtschaftliche Krisen sein! Daher ist es notwendig, ein wirtschaftlich homogenes Gebilde in der Eurozone zu schaffen und sich gegen Protektionismus zu wappnen. Damit hat er sich in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ als Befürworter der Vorschläge des deutsch-französischen Duos „Mercron“ geoutet. Deshalb sollte nicht länger mit der Ausarbeitung und Umsetzung dieser pro-europäischen Ideen gezögert werden, bevor noch mehr Politiker und Bürger von nationalen Gedanken infiziert werden.
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Theresa May entdeckt ihre sanfte Seite
Nach den monatelangen Querelen in der britischen Regierung um den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU gibt es nun einen überraschenden Schwenk. Um den Brexit möglichst ruhig und problemlos zu gestalten, möchte Premierministerin Theresa May ihrem Kabinett einen möglichst sanften Brexit schmackhaft machen. Demnach soll Großbritannien auch nach einem EU-Austritt, der für Ende März 2019 geplant ist, weiterhin die Import-Zölle für die EU einnehmen. Dadurch will May verhindern, dass es zu Grenzkontrollen zwischen der Republik Irland und dem zu Großbritannien gehörenden Nordirland kommt. Dies geht auf Informationen des Senders ITV zurück. Von Regierungsseite gab es mit Blick auf eine geplante Kabinettsklausur am Freitag keine Stellungnahme dazu.
Nachdem zwei frühere Pläne in der Tory-Partei keine Mehrheit gefunden hatten, gibt sich May damit flexibel. Sollte es tatsächlich gelingen, so das äußerst heikle Grenzproblem zwischen Nordirland und der Republik Irland zu entschärfen, würde dies die Position der angeschlagenen Premierministerin stärken. Allerdings muss sie zuerst noch die Hardliner unter den Brexiteers überzeugen. Dazu zählt auch Boris Johnson, der den Außenminister in London gibt und erst vor kurzem von einem möglichen Brexit-Kollaps (Breakdown) gemunkelt hatte.
Wie es seitens ITV weiter hieß, soll May der EU auch Vorrechte für ihre Bürger anbieten, die in Großbritannien leben. Im Gegenzug soll Großbritannien der Zugang zum Dienstleistungsmarkt der EU erleichtert werden.
Zumindest die Banken in Großbritannien sind für den Brexit gewappnet. Das bescheinigt den Instituten jedenfalls die britische Zentralbank. Wie aus einem Stress-Test der Bank of England (BoE) hervorgeht, wäre die Stabilität der Wirtschaft nicht gefährdet, selbst wenn das Land ohne Abkommen aus der EU ausscheiden sollte. Damit widerspricht sie der Einschätzung der EU-Bankenaufsicht, die vor kurzem noch davor gewarnt hatte, dass die Banken in Großbritannien nicht angemessen auf den Brexit vorbereitet seien. Allerdings warnt auch die BoE, dass sowohl von Brüssel als auch von London mehr unternommen werden müsse, um Verwerfungen für Finanzdienstleister zu minimieren.
Indessen geht die Stadt Frankfurt davon aus, dass ihr der Brexit mindestens 5.400 neue Stellen bescheren wird. Das hat die Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH errechnet. Weil die Aufsichtsbehörden keine Briefkastenfirmen dulden, müssen Finanzinstitute, die sich für Frankfurt entscheiden, größere Abteilungen in der Rhein-Main-Metropole aufbauen.
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Fed hilft Wallstreet-Banken durch die Prüfung
Dass ausgerechnet die Deutsche Bank bei der zweiten Runde des Stresstests der US-Notenbank Fed als einziger Prüfling durchgefallen ist, mag angesichts der jahrelangen Selbstfindungsversuche des Instituts nicht unbedingt verwundern. Ein Bericht des „Wall Street Journal“, wonach sich die Fed aber gegenüber zwei US-Investmentbanken gnädig gezeigt hat, lässt aufhorchen.
Demnach wurden Goldman Sachs und Morgan Stanley vor negativen Ergebnissen des in der vergangenen Woche veröffentlichten Stresstests gewarnt. Beide Institute hätten in dem von der Fed simulierten Krisenfall nicht mehr über ausreichend Kapital verfügt und wären deshalb durchgefallen - genauso wie die Deutsche Bank eben. Goldman Sachs und Morgan Stanley aber erhielten im Vorfeld den dezenten Hinweis, die Dividenden und Aktienrückkäufe auf dem bisherigen Niveau einzufrieren, um ihr Kapital zu schonen. Wenn es um die eigenen Institute geht, kann man ja schon mal beide Augen zudrücken.
Anstatt die Ausschüttungen der beiden Banken auf 8 Mrd. USD zu senken, dürfen die Dividenden bei zusammen 13 Mrd. USD belassen werden. Eine geplante Erhöhung auf 16 Mrd. USD gibt es zwar nicht. Aber dennoch dürfen sich die Aktionäre über unterm Strich 5 Mrd. USD freuen, die sie nur aufgrund der Gnade der Fed einstreichen dürfen. Wohl dem, der Freunde in der heimischen Notenbank hat. „America First“ gilt offenbar auch bei der Fed.
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Ungewisse Aussichten für Hellas
Ungewiss bleiben die langfristigen Aussichten für Griechenland. So hat sich der Internationale Währungsfonds (IWF) skeptisch zu den Aussichten des Landes geäußert, seine Schulden langfristig ohne eine weitere Erleichterung tragen zu können. Die kürzlich mit Griechenlands europäischen Partnern vereinbarte Schuldenerleichterung habe zwar die mittelfristige Schuldentragfähigkeit deutlich verbessert, aber die längerfristigen Aussichten blieben unsicher, schreibt der IWF. Gleichzeitig hält der Fonds, der sich bekanntlich aus der Gruppe der rettenden Geldgeber von Hellas verabschiedet hat, den Anleihe-Marktzugang langfristig ohne eine weitere Schuldenerleichterung für schwierig. Ende August soll Griechenland ja wieder am Kapitalmarkt auf eigenen Beinen stehen und somit können diese Äußerungen als indirektes Plädoyer für eine weitere Schuldenerleichterung gewertet werden.
Dies wird nach Überzeugung der griechischen Notenbank den jüngsten Deal mit seinen Kreditgebern erleichtern, der unter anderem eine Streckung der Schulden beinhaltet. Längerfristig aber hängt laut der Bank von Griechenland die Schuldentragfähigkeit des Landes davon ab, dass der Reformweg beibehalten werde und es seitens der Euro-Länder weitere Schuldenerleichterungen gebe. Damit stoßen die Bank von Griechenland und der IWF in dasselbe Horn. Denn auch der IWF weist dezent auf die Bereitschaft der europäischen Partner hin, weitere Schuldenerleichterungen zu gewähren, glaubt aber, „dass es entscheidend sein wird, realistische Annahmen vor allem im Hinblick auf die Primärüberschüsse zu machen".
Die Finanzminister der Euro-Länder hatten im Juni eine Verlängerung der gewährten Kredite sowie eine größere Atempause von zehn Jahren bis zu ihrer Rückzahlung beschlossen. Gleichzeitig erhielt die Regierung in Athen 15 Mrd. € für ein Finanzpolster. Außerdem wurde die Einhaltung eines deutlichen Primärüberschusses über viele Jahre vereinbart, was auch stärkere Volkswirtschaften kaum aufzuweisen vermögen.
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Die Sommerpause wird eingeläutet
So langsam müssen sich die Investoren auf die Sommerpause einstellen. Nur noch wenige Unternehmen wagten in dieser Woche den Weg an den Kapitalmarkt. Insgesamt gab es 4 nennenswerte Neuemissionen aus diversen Industriesektoren. Mit einem Doppelpack von BP Capital Markets, Telefónica Deutschland und Radisson Hotel dürfte allerdings für jeden Investor in dieser Handelswoche noch etwas dabei gewesen sein, wobei die Mindeststückelung bei diesen Bonds auf 100.000 € festgelegt wurde und somit eher für institutionelle Investoren interessant sein dürfte.
Zunächst legte BP Capital Markets einen 6-jährigen Bond (A1921Z) mit einem Emissionsvolumen von 1 Mrd. € auf. Fällig wird das Papier am 03.07.2024. Das Finanzierungsunternehmen BP Capital Markets gehört zum britischen Mineralölkonzern BP und zahlt den Investoren für Ihr Investment jährlich 0,90% Zinsen. Der Emissionspreis belief sich auf 100%, was einem Spread von +50 BP über Mid Swap entsprach. Mit dem zweiten Bond (A19210) refinanziert sich das Unternehmen für 10 Jahre bis zum 03.07.2028. Bei der 900 Mio. € schweren Anleihe werden jährlich 1,594% Zinsen an die Anleger gezahlt. Der Reoffer lag bei pari (+72 BP über Mid Swap).
Telefónica Deutschland, besser bekannt unter dem Namen O2, legte einen 600 Mio. € schweren Bond (A2NBGF) mit Fälligkeit am 05.07.2025 auf. Die Anleihe ist mit einem Zins von jährlich 1,75% ausgestattet. O2 ist Teil der Telefónica Europe, einer Tochtergesellschaft von Telefónica, und vertreibt in Deutschland sowohl Mobilfunk- als auch Festnetzanschlüsse. Neben einer Make Whole Option räumte sich das Unternehmen das Recht ein, ab dem 05.04.2025 jederzeit zu 100% kündigen zu können. Des Weiteren wurde in die Anleihebedingungen ein Aufschlag auf den Zinssatz von 3,0 PP oder ein Kündigungsrecht zu 101% vereinbart, sollte das Rating unter Investment Grade fallen. Ausgegeben wurde das Papier zu 99,628%, was +127 BP über Mid Swap bedeutete.
Als letzter im Bunde reihte sich Radisson Hotel, eine internationale Hotelkette im vier bis fünf Sterne-Bereich mit Sitz in Brüssel, ein und begab eine Anleihe (A1925Z) mit Fälligkeit am 15.07.2023. Passend zur Ferienzeit sammelte das Unternehmen erfolgreich 250 Mio. € am Kapitalmarkt ein und zahlt den Gläubigern einen Zins in Höhe von 6,875% p.a., der im Januar und Juli zur Auszahlung kommt. Emittiert wurde zu 99,473% (+729 BP über Bund). Ebenfalls ließ sich die Hotelkette eine Make Whole Option in die Emissionsbedingungen aufnehmen sowie drei weitere Kündigungstermine. Somit ist der Bond jederzeit ab dem 15.07.2020 zu 103,438%, ab dem 15.07.2021 zu 101,719% und ab dem 15.07.2022 zu pari kündbar.
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