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Notenbanken und ihre unterschiedlichen Probleme
Bereits am vergangenen Donnerstag wurde das Sitzungsprotokoll des FOMC-Meetings der US-amerikanischen Notenbank (Fed) vom 12. und 13. Juni veröffentlicht. Hieraus ist zu entnehmen, dass auch darüber gesprochen wurde, wie u.a. mit Zinserhöhungen auf ein beschleunigtes Wirtschaftswachstum zu reagieren wäre. Am sinnvollsten erschien den Sitzungsteilnehmer in diesem Zusammenhang das Beibehalten gradueller Zinserhöhungen, also die Geldpolitik der ruhigen Hand. In diesem Sitzungsprotokoll wurde allerdings auch die Sorge der Notenbanker darüber dokumentiert, dass die Handelspolitik von Präsident Donald Trump Investitionen der Unternehmen behindern und das Wirtschaftswachstum schwächen könnte. Des Weiteren kann der US-Präsident an dieser Stelle auch noch den Hinweis finden, dass die Unsicherheit diesbezüglich zugenommen habe und dies durchaus die Wirtschaftsstimmung und die Investitionsneigung dämpfen könne. „Leider“ umfasst dieses Protokoll aber mehr als 280 Unicodezeichen und wird somit dem US-Präsidenten nicht auf seiner Lieblingsplattform Twitter zur Verfügung gestellt. Denn dann würde er feststellen, dass nicht alle Elemente seiner „America-Only-Politik“ als gut empfunden werden.
Diese Infragestellung der bisherigen Umgangsformen zwischen Verbündeten und Handelspartnern bleibt allerdings auch nicht ohne Auswirkung auf die Gedankenwelt der europäischen Notenbanker. So besteht nach Meinung des Gouverneurs der Österreichischen Nationalbank (OeNB) Ewald Nowotny auch die Gefahr, dass der Handelskrieg in einen Währungskrieg münden könnte. Noch sieht er keine extremen Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft, aber das kann sich noch ändern. Denn selbst Mario Draghi macht sich Sorgen über die zunehmenden protektionistischen Tendenzen. Deshalb sprach er bei seiner Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments davon, die Wachstumsrisiken genau zu beobachten.
Doch das war nicht die einzige Botschaft, die an den Finanzmärkten beachtet wurde. Mit dem Satz „Länder mit hoher Verschuldung müssen nachhaltige Finanzpolitik betreiben“ hat er der neuen italienischen Regierung - ohne sie direkt zu erwähnen - den Hinweis gegeben, dass es jetzt an der Zeit ist, finanzielle Spielräume für die Zeiten zu schaffen, wenn Wachstumsraten sinken. Denn Draghi führte weiter aus, dass Länder mit einer guten finanziellen Position in der Krise ihre Banken heraushauen können. Andere Länder, bei denen sich Probleme bei den Banken abzeichneten, könnten das nicht, da die Märkte nicht glauben, dass sie das finanzieren können. In diese Kerbe schlug anschließend auch noch der Notenbank-Chef Italiens Ignazio Visco, der sein Land für krisenanfälliger als noch vor zehn Jahren hält. Denn der Reformwille sei abgeebbt und so warnte er davor, mit Haushaltssteigerungen die Staatsverschuldung in die Höhe zu treiben. Zum Jahresende 2017 hatte Italien bereits einen Schuldenberg angehäuft, der 131,8% des Bruttoinlandprodukts entsprach. Einem Wert der weit weg von den in den Verträgen von Maastricht vereinbarten 60% ist. Bei dieser Gelegenheit sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es in Deutschland endlich mal wieder gelingen wird, diese Forderung zu erfüllen, was nicht überall in der Eurozone für Freudensprünge sorgen wird. Erhöht dies doch die Gefahr, erneut vom Lehrmeister belehrt zu werden.
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Handelskrieg hat die Märkte fest im Griff
Die Sorgen um einen eskalierenden Handelskrieg belasten weiterhin die Kapitalmärkte. Nachdem in den vergangenen Tagen etwas Ruhe eingekehrt war, sorgte eine weitere Liste der US-Regierung mit möglichen Strafzöllen gegen China erneut für Unruhe. Folglich meiden viele Anleger die Aktienmärkte, um stattdessen auf der Rentenseite nach Sicherheit zu suchen. Entsprechend zogen die Kurse für Bundesanleihen wieder leicht an, was anhand eines zehnjährigen Titels (WKN 110244) mit Laufzeit 2/2028 deutlich wird, der aktuell bei ca. 101,80% notiert und nunmehr mit ca. 0,31% rentiert. Allerdings war die Marktbewegung einigermaßen gemäßigt, so dass man nicht von einer regelrechten Flucht der Anleger sprechen kann.
Nachdem Washington angekündigt hatte, weitere Zölle auf chinesische Produkte im Volumen von 200 Mrd. USD im Jahr zu erlassen, verfestigte sich am Kapitalmarkt die Meinung, dass es die Trump-Administration eindeutig auf einen Handelskrieg ankommen lässt. Zuvor hatte die US-Regierung bereits zusätzliche Zölle auf chinesische Waren im Wert von 34 Mrd. USD jährlich eingeführt. China hatte mit ähnlichen Strafzöllen auf US-Importe reagiert. Dass sich nun Washington und Peking mit Strafzöllen in Milliardenhöhe belegen, alarmiert nicht nur die EU und die Bundesregierung, sondern auch die Autobranche. Denn wiederholt hatte D. T., der Unberechenbare im Weißen Haus, damit gedroht, auch die Einfuhr von Automobilen mit Zöllen zu belegen. In diesem Zusammenhang ist allerdings auch bemerkenswert, dass just zu diesem Zeitpunkt dem US-Elektroauto-Pionier Elon Musk der Bau eines Werkes in Shanghai genehmigt wurde.
Vor dem Hintergrund der Unkalkulierbarkeit rücken Deutschland und China notgedrungen, mag man sagen, enger zusammen. Dies wurde Anfang der Woche beim Besuch des chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang bei Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin deutlich. Dabei bekannten sich beide einmal mehr zum freien Welthandel und gegen den Protektionismus. Merkel versäumte es aber nicht, darauf hinzuweisen, dass die gleichen Rechte beim gegenseitigen Zugang zu den Märkten Deutschlands und Chinas noch immer ein Thema seien. Oder anders ausgedrückt: Deutschen Firmen werden in China immer noch Steine in den Weg gelegt.
Dennoch legte Merkel ein „Grundbekenntnis“ zu chinesischen Direktinvestitionen in Deutschland ab. Unter anderem gibt es ja Bedenken im Zusammenhang mit der umstrittenen chinesischen Übernahme des Roboterbauers Kuka. Auch der Bau einer Batteriezellenfabrik für Elektroautos durch den chinesischen Hersteller CATL in Thüringen wirft ein Schlaglicht – diesmal allerdings auf die deutsche Automobilindustrie, die es bisher versäumt hat, sich dieser Technologie intensiv zu widmen. Also muss erst ausgerechnet ein chinesisches Unternehmen nach Deutschland kommen, um es der hiesigen Vorzeigebranche im eigenen Land zu zeigen, wie es geht. Man sieht, die Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und China wird bis zu einem gewissen Grad immer ein Vabanque-Spiel bleiben.
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Coeuré wird bei der EZB ins Spiel gebracht
Bevor die Amtszeit von Mario Draghi im Oktober 2019 nach acht Jahren an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) endet, müssen sich die Regierungen der Mitgliedstaaten im Rahmen aufwändiger Kompromisse auf einen Nachfolger einigen. Dass dabei nun auch das französische EZB-Direktoriumsmitglied Benoit Coeuré ins Spiel gebracht wird, zeigt dass der Chef der Bundesbank, Jens Weidmann, auf keinen Fall als gesetzt gilt.
Nachdem man zunächst annahm, Coeurés Kandidatur sei rechtlich nicht möglich, offenbart laut Dow Jones nun ein juristisches Gutachten der EZB, wonach auch der Franzose ins Rennen um Draghis Nachfolge gehen könnte. Bekanntlich gilt vielen der 25 Ratsmitglieder Weidmann als unangenehm, weil der Bundesbanker wiederholt mit der Tradition der einvernehmlichen Beschlussfassung gebrochen und immer wieder die expansive Geldpolitik der EZB kritisiert hatte.
Zwar werden Weidmann weiterhin gute Chancen auf den EZB-Chefposten eingeräumt – insbesondere deshalb, weil noch nie ein Deutscher dieses Amt bekleidet hat. Allerdings hat im Februar 2011 der damalige Chef der Deutschen Bundesbank, Axel Weber, kurz vor seiner möglichen Kandidatur abgesagt. Betonte er bereits damals bei jeder sich bietenden Gelegenheit seine Bedenken bezüglich des Ankaufs von Staatsanleihen, was wiederum insbesondere bei den Regierungen der Südländer nicht gut ankam. Eine Parallele zwischen damals und heute ist durchaus erkennbar und vielleicht auch gewünscht.
Darüber hinaus gelten Klaas Knot aus den Niederlanden, Erkki Liikanen aus Finnland und der Ire Philip Lane als präsidiabel. Auch der französische Zentralbankgouverneur Francois Villeroy de Galhau wird oft genannt. Die Frage ist nun, ob mit Coeuré ein weiterer Kandidat, von denen im Übrigen noch keiner offiziell sein Interesse an dem EZB-Job verkündet bzw. abgelehnt hat, aus dem Hut gezaubert wird, um Weidmanns Wahl abzuwenden.
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Otto GmbH bringt Perpetual Bond
Am Primärmarkt für Corporates Bonds ist es in dieser Berichtswoche schon sehr ruhig geworden. Lediglich zwei bekanntere Unternehmen, Otto GmbH und K+S AG, wagten sich aus der Deckung und legten je einen Bond am Kapitalmarkt auf.
Dabei erfreute die Otto GmbH mit Sitz in Hamburg die Privatanleger mit einem Perpetual Bond (A2LQ0B), der mit einer Mindeststückelung von 1.000 € ausgestattet wurde. Der deutsche Handels- und Dienstleistungskonzern legte einen Fix-to-Float Bond mit einem Emissionsvolumen von 300 Mio. € auf. Das Unternehmen zahlt für die Aufnahme des Kredits am Bondmarkt bis zum 17.07.2025 einen festen Zins in Höhe von 4% p.a. an die Gläubiger. Im Anschluss richtet sich der Zinssatz nach dem 5-Jahres-Swap und einem Aufschlag in Höhe von +8,58 PP. Die Anleihe ist erstmalig am 17.04.2025 und dann jährlich zu jedem Zinstermin beginnend mit dem 17.07.2025 zu 100% kündbar. Des Weiteren wurde in die Anleihebedingungen ab dem 17.07.2025 ein Aufschlag auf den Zinssatz in Höhe von 5,0 PP aufgenommen, sollte sich durch eine Übernahme des Unternehmens der Schuldner ändern. Alle weiteren Details zu den Bedingungen können im Emissionsprospekt nachgelesen werden. Der Reoffer belief sich auf 99,253% (+358 BP über Mid Swap).
Das in Kassel ansässige Unternehmen K+S AG, früher Kali und Salz AG, ist ein börsennotiertes Bergbauunternehmen mit den Schwerpunkten Kali- und Salzförderung, das erfolgreich einen 600 Mio. € schweren Bond (XS1854830889) mit Endfälligkeit 18.07.2024 am Kapitalmarkt platzierte. Die K+S AG zahlt den Investoren einen jährlichen Zins in Höhe von 3,25%. Die 6-jährige Anleihe wurde zu 100% begeben, was einem Emissionsspread von +283,6 BP über Mid Swap gleichkam. Das Unternehmen ließ sich ein optionales Kündigungsrecht (ab 18.04.2024) zu pari einräumen und legte die Mindeststückelung auf 100.000 € fest.
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