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Danke, Donald!
Man darf D. T., dem Unberechenbaren dankbar sein. Hat doch die Abschottungspolitik des US-Präsidenten dazu geführt, dass die Europäische Union schneller als erwartet eine größere Nähe zu anderen Handelspartner gesucht und gefunden hat. So reagieren Brüssel und Tokio mit einer riesigen Freihandelszone auf die protektionistische Politik von Donald Trump. Jefta heißt das neue Abkommen, das von vielen Beobachtern als Bündnis gegen Trump tituliert wird. Damit können deutsche Firmen ihre Produkte ohne zusätzliche Prüfungen, Zertifizierungen oder Kennzeichnungen nach Japan exportieren und so für neues Wachstum sorgen – genauso umgekehrt.
Der Handelskonflikt mit den USA lässt die EU auch mit China enger zusammenrücken. Am Montag machten beide Seiten in Peking selbst in festgefahrenen Handelsfragen wieder Fortschritte. Erstmals seit drei Jahren gab es eine gemeinsame Erklärung am Ende des Gipfels, um die „strategische Partnerschaft" zu unterstreichen. Brüssel und Peking zeigten sich dabei einig in dem Willen, den seit vier Jahren nur langsam vorankommenden Verhandlungen über ein Investitionsschutzabkommen neuen Schwung zu verleihen. Ebenso wurde eine gemeinsame Arbeitsgruppe für eine Reform der Welthandelsorganisation (WTO) vereinbart.
Als Reaktion auf die Abschottungspolitik der USA war auch das jüngste Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang in Berlin zu werten. Beide sangen sie das hohe Lied vom freien Welthandel und bekannten sich auch noch zum Atomabkommen mit dem Iran. Dies waren alles Botschaften an den „unsichtbaren Dritten“, der dem Treffen nicht beiwohnte. Vielleicht geht Trump ja einmal in die Geschichte als Förderer des freien Welthandels ein – allerdings wider eigenen Willen. Zumindest eins ist jetzt schon sicher, Trump sorgt für neuen Schwung in den weltweiten Handelsbeziehungen. Nur die USA bleiben mit diesem Präsidenten, der 2020 wieder antreten möchte, außen vor. In diesem Zusammenhang sei allerdings noch erwähnt, dass hierzu die Flaggen in China produziert werden! Die Gründe würden sicherlich auch die Vertreter der heimischen Industrie interessieren, denn es passt nicht zu den sonst so markigen Worten des Präsidenten, der nicht "Nicht" sagen kann.
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Jens Weidmann schenkt Regierung reinen Wein ein
Hat er sich bereits seit Jahren als Mahner einer unabhängigen Europäischen Zentralbank (EZB) einen Ruf erarbeitet, so hat der Chef der Bundesbank nun noch eine zusätzliche Aufgabe übernommen. Jens Weidmann hat dem Bundeskabinett, das sich in der Vergangenheit nur allzu gerne auf die Notenbanker verlassen hat, verdeutlicht, dass es kurz vor zwölf ist und man nicht mehr lange die Chance hat, die Haushaltsprobleme anzugehen.
Dies trifft insbesondere auf die altbekannten Krisenstaaten zu, aber eben auch auf Deutschland. Und somit sind die Politiker des Exportweltmeisters gut beraten, sich auf einen Rückgang der Wirtschaftsaktivitäten vorzubereiten. Denn die Unberechenbarkeit des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump, für den alte, bewährte Verhaltensmuster ohne Wert sind, ist Auslöser für Handelskonflikte und politische Risiken. Oder anders ausgedrückt: „Wer sich auf Donald Trump verlässt, ist verlassen!“ Er, der sich nicht mit den Errungenschaften seiner Amtsvorgänger identifiziert, ist zum Sinnbild einer neuen Weltordnung geworden.
Man hat inzwischen den Eindruck gewinnen können, dass Trump zuerst alle gemeinsamen Werke dem Erdboden gleichmacht, um sich anschließend dem Wiederaufbau zu widmen. Eine Vorgehensweise, die zwar zu einem „Baulöwen“ passt, aber eines US-Präsidenten unwürdig ist. Diese „Abrissbirne“ im Weißen Haus in Washington ist nur einer der Gründe, weshalb Jens Weidmann die Finger in die Wunden legt und zu bedenken gibt, dass beim nächsten wirtschaftlichen Abschwung in der Eurozone der Handlungsspielraum der EZB nahezu null sein wird. Es ist also notwendiger denn je, dass die Finanzpolitik die Voraussetzungen dafür schafft, das Immunsystem innerhalb der Eurozone zu stärken, um drohende Krisen abwenden zu können. Wie groß Weidmann die Gefahr einschätzt, wird nicht zuletzt daraus ersichtlich, dass Mitte Juni seitens der Deutschen Bundesbank die Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 2,5% auf 2% gesenkt wurde. Denn die Liste der möglichen Ursachen ist lang und beinhaltet unter anderem auch mit dem Brexit einen weiteren unkalkulierbaren Faktor.
Es ist also an der Zeit, sich in Europa einerseits als Gemeinschaft zu präsentieren und gleichzeitig zu erkennen, dass Haushaltsprobleme jetzt in Eigenregie gelöst werden müssen und nicht den nachfolgenden Generationen aufgebürdet werden dürfen. Man kann also nur hoffen, dass Jens Weidmann dies unseren Kabinettsmitgliedern verdeutlichen und damit die Basis für ein europaweites Umdenken schaffen konnte. Ob allerdings die Staatsregierungen zu einem entsprechenden Agieren bereit sind, wird die Zukunft zeigen. Jedoch kann man heute schon prognostizieren, dass mit jedem Tag des Zögerns und Verweigerns der notwendigen Eingriffe die Gefahr eines bösen Erwachens in Europa dramatisch ansteigt. Doch niemand vermag vorherzusagen, ob diese Sorglosigkeit noch Jahre oder sogar Jahrzehnte funktionieren wird. Man wird es feststellen. Allerdings wird es für Korrekturen dann zu spät sein!
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Theresa May in der Zwickmühle
Dass Theresa May eine Getriebene ist, zeigt der Umstand, wie sie sich von einem Kompromiss zum nächsten zu hangeln versucht. Proeuropäische Rebellen aus ihrer Tory-Fraktion wollten Großbritannien zu Verhandlungen für eine Zollunion mit der EU verpflichten, falls es bis Anfang 2019 nicht gelingen sollte, mit Brüssel eine Freihandelszone zu vereinbaren. Dass es nicht dazu kam, konnte die britische Premierministerin, die eine Zollunion strikt ablehnt, mit knapper Not oder einer Mehrheit von gerade mal drei Stimmen abwenden. Abweichlern hat sie offenbar mit Neuwahlen gedroht, berichteten die britischen Tageszeitungen "The Times" und "The Guardian".
Aufgrund der hauchdünnen Mehrheit, mit der May regiert, ist ihre Regierung immer wieder anfällig für Störungen von allen Seiten. Nachdem sie zunächst durchgesetzt hatte, eine Freihandelszone mit der EU anzustreben, musste sie den Rücktritt von zwei auf harte Linie getrimmten Ministern hinnehmen. Dann kam May den konservativen Brexit-Hardlinern unter Führung von Jacob Rees-Mogg wieder entgegen, indem sie mehrere Änderungsanträge zum neuen Zollgesetz (Customs Bill) akzeptierte. Damit aber stieß sie nicht nur den proeuropäischen Abgeordneten in ihrer Fraktion vor den Kopf.
So strebt May ein kompliziertes Zollabkommen an, bei dem Großbritannien an seinen Häfen zwei verschiedene Zollsätze erheben soll – zum einen für Waren in die EU und zum anderen für Güter, die in Großbritannien bleiben. Auf diese Weise will London Grenzkontrollen am Ärmelkanal sowie zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland verhindern.
Dieser Ansatz, den die Hardliner unter den Brexiteers als zu weiche Lösung verunglimpft haben, dürfte aber nun nicht mehr realisierbar sein. Denn durch die neuen Änderungszusätze soll das Zollabkommen mit der EU davon abhängig gemacht werden, inwieweit Brüssel bereit ist, an den EU-Außengrenzen ebenfalls zwei unterschiedliche Zollsätze zu erheben. Darauf aber wird sich Brüssel nicht einlassen können, was sicher auch Rees-Mogg bewusst ist. Die Situation für Großbritannien, das am 29. März 2019 die EU verlassen will, ist damit verfahrener als je zuvor. Man darf gespannt sein, ob sich Theresa May aus dieser Zwickmühle noch herausmanövrieren kann.
Ein harter Brexit hätte indessen gravierende Auswirkungen auf die Geldpolitik. Wie der britische Notenbankchef Mark Carney sagte, müssten dann die konjunkturellen Aussichten und Zinsen neu bewertet werden. Im Falle des Scheiterns eines Übergangsabkommens mit der EU müsste sich Großbritannien auf die Handelsbestimmungen der WTO einlassen. Und bei diesen Regeln, da ließ Carney keine Zweifel aufkommen, wäre sein Land schlechter gestellt als bisher im Rahmen der EU.
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Weltweiter Schuldenberg wächst
Die Volkswirtschaften der Welt lassen weiter anschreiben. Sowohl in den Industrie- als auch den Schwellenländern nimmt die Verschuldung weiter zu. So sind die Verbindlichkeiten aller Staaten, Unternehmen und Haushalte zusammen im ersten Quartal 2018 um 8 Billionen US-Dollar auf 247 Billionen US-Dollar geklettert. Dies geht aus einer Veröffentlichung des Bankenverbands Institute of International Finance (IIF) hervor.
Nachdem es im Vorjahr im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt einen leichten Rückgang gegeben hat, ist die Gesamtverschuldung nun auf 318% des BIPs gestiegen. Das heißt, die gesamte Weltbevölkerung müsste mehr als drei Jahre umsonst arbeiten, um die Schulden zu begleichen.
In den Industrieländern Dänemark und Schweiz verortet das IIF einen steilen Anstieg der Verbindlichkeiten der Privathaushalte. Ebenso hat in der Schweiz, Frankreich und Kanada, die Verschuldungsquote der Unternehmen einen neuen Rekord erreicht. Die Staatsverschuldung ist insbesondere in Argentinien, Brasilien und Nigeria deutlich gestiegen, aber neue Rekordwerte wurden bei der Staatsschuldenquote in den USA, in Australien und Griechenland erreicht.
Nicht uninteressant war allerdings auch der Hinweis, dass Länder wie die Türkei, Ungarn, Argentinien, Polen und Chile wegen der vielen in Fremdwährung ausstehenden Kredite besonders anfällig für Währungsschwankungen sind.
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Unternehmen der zweiten und dritten Reihe treten in Erscheinung
Trotz des niedrigen Zinsniveaus hat sich am Primärmarkt für Corporate Bonds kein First Class Emittent um die Gunst der Investoren bemüht. Vielmehr wird das Spielfeld eher den Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe überlassen. Was für Anleger zwar mehr Rendite bedeutet, aber nicht von ungefähr kommt. Denn es gilt auch weiterhin zu bedenken, dass die Formel: „Rendite = Risiko“ immer noch zutreffend ist.
So hat der Finanzdienstleister Blackstone, mit Sitz in Luxemburg, eine unbesicherte Anleihe (A193UL) im Volumen von 650 Mio. € und einer Endfälligkeit am 24.07.2025 aufgelegt. Emittiert wurde der Bond zum Kurs von 99,782%, was bei einem jährlichen Kupon von 2,20% einem Emissionsspread von +170 BP über Mid Swap entsprach. Ausgestattet wurde die Gattung mit einer Make Whole Option bis zum 24.04.2025 und ist anschließend jederzeit zu pari kündbar.
Eine höhere jährliche Kuponzahlung verspricht das im Kabelnetz- und Satellitenmarkt tätige französische Unternehmen Altice France seinen Investoren, nämlich 5,875% p.a., auszahlbar halbjährlich. Die Anleihe (A193UT) ist am 01.02.2027 zur Rückzahlung fällig und ebenfalls mit einer Make Whole Option bis zum 01.02.2022 ausgestattet. Nach dem 01.02.2022 sind verschiedene Zeitfenster definiert worden, in denen zu vorher festgelegten Kursen die Anleihe gekündigt werden darf. So ab dem 01.02.2022 zu 104,406%, ab dem 01.08.2022 zu 102,938%, ab dem 01.08.2023 zu 101,469% und ab dem 01.08.2024 zu pari. Emittiert wurde der Bond zu 100%, was einem Emissionsspread von +571 BP über Bund gleichkam.
Beide Gattungen wurden mit der bei Privatinvestoren unbeliebten Mindeststückelung von 100.000 € begeben.
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