Wird die Verschuldung der Unternehmen zum Problem?
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat über viele Jahre hinweg bei Unternehmensanleihen marktstützend eingegriffen und dadurch die Refinanzierungskosten der betroffenen Gesellschaften gesenkt. Jedoch hat die EZB nach dem QE-Ende nur noch ein Ziel, das APP-Portfolio bis auf weiteres konstant zu halten. Somit sind Neuinvestitionen auf Beträge aus Endfälligkeiten und Zinsen begrenzt. Das Volumen der angekauften Unternehmensanleihen beläuft sich nach den zum Wochenbeginn veröffentlichten Zahlen aktuell auf 178,133 Mrd. €. Diese Zahl für sich alleine ist schon Beweis genug für die Materialknappheit in diesem nicht nur für institutionelle Anleger so wichtigen Segment. Denn das von der EZB gehaltene Volumen ist nur ein Bruchteil des insgesamt von den Unternehmen refinanzierten Betrages.
Ausstehendes Volumen von Corporate Bonds steigt stark an
So werden nach einer jüngst veröffentlichten Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) momentan jährlich durchschnittlich Anleihen im Volumen von 1,7 Bill. USD aufgelegt, nach ca. 860 Mrd. USD in der Zeit vor 2008. Alleine das ausstehende Volumen von Corporate Bonds aus den entwickelten Volkswirtschaften soll demnach von 2008 auf 2018 um 70% von 5,97 Bill. USD auf 10,18 Bill. USD gestiegen sein. In den Schwellenländern - insbesondere wegen China - beträgt die Steigerungsrate sogar 395% und das Volumen wird auf 2,78 Bill. USD beziffert. Doch in dieser Studie wird auch noch auf andere Aspekte verwiesen. So soll der Anteil von Anleihen mit der niedrigsten Qualität des Investment-Grade-Spektrums sogar den historischen Höchststand von 54% erreicht haben. Diese Zahl lässt aufhorchen, zumal bei einem Verlust des Investment Grades Assetmanager gezwungen wären, sich von diesen Papieren zu trennen und so eine Verkaufswelle initiieren.
Manches Unternehmen könnte Probleme bekommen
Doch auch die Tatsache, dass in den kommenden drei Jahren Anleihen im Volumen von ca. 4 Bill. USD zur Refinanzierung anstehen, lässt in dem aktuellen wirtschaftlichen Umfeld bei manchen Investoren die Alarmglocken schrillen. So können nach Einschätzung der OECD manche Unternehmen im Falle einer Rezession durchaus Schwierigkeiten bekommen, ihre Schulden zurückzuzahlen, denn die Gelder sind zumeist langfristig gebunden. Es ist also durchaus möglich, dass der in den vergangenen Jahren so beliebte Corporate-Bond-Markt zum Sorgenkind werden könnte. Das betrifft sicherlich nicht alle Emittenten, aber „Wackelkandidaten“, die nur vom Hype in dieser Assetklasse profitiert haben, könnten zum Problem werden.

Fitch gestattet Italien eine Verschnaufpause
Die Ratingagentur Fitch hat Italien noch einmal verschont. Nachdem an den Finanzmärkten ein Downgrade der Bonitätsnote des Landes befürchtet worden war, hat Fitch dessen Kreditwürdigkeit bei „BBB“ belassen, aber die Zukunftsaussichten auf "negativ" herabgestuft. Damit blickt Italien weiterhin in den Abgrund. Wird es doch bei Fitch und Standard & Poor’s noch zwei Stufen über dem sogenannten Ramschniveau bewertet, so ist es bei Moody’s nur noch einen Notch vom Non-Investment-Grade entfernt.
Gefahr ist nicht gebannt
Die Regierung in Rom sieht die Bewertung der aktuellen Kreditwürdigkeit als Bestätigung ihrer Politik an. Jedoch führt Fitch den negativen Ausblick auf eine Reihe von Schwachpunkten - politischer und wirtschaftlichere Art - zurück. Dazu zählen das extrem hohe Niveau der Staatsverschuldung sowie fehlende Reformen im Haushalt, politische Risiken, ein sehr schwaches Wirtschaftswachstum und ein unsicherer Bankensektor. Die Beibehaltung des aktuellen Ratings bedeutet daher für Rom nur eine Verschnaufpause, aber keineswegs Entwarnung. Vielleicht ist die Bewertung aber auch dem Umstand geschuldet, dass man nach der Abwertung von 2011 verklagt und erst 2017 freigesprochen wurde.
Rentenmarkt bleibt vorsichtig
Weil am Rentenmarkt ein Downgrade durch die Ratingagentur Fitch befürchtet wurde, waren italienische Staatsanleihen zuvor unter Druck geraten. Doch auch nach der Bewertung durch Fitch bleibt der Rentenmarkt vorsichtig, da nach Einschätzung der EU-Kommission die italienische Wirtschaft massive Ungleichgewichte aufweist. Am Mittwoch rentierten zehnjährige italienische Staatsanleihen mit ca. 2,77%, um 0,07 PP höher als am vergangenen Freitag. Der Risikospread gegenüber deutschen „Bunds“ beläuft sich aktuell auf ca. 262 BP. Bei einem Gesamtschuldenstand von 132% plant das Land ein Budgetdefizit von 2,04% des BIPs im laufenden Jahr. Aufgrund des schwachen Wirtschaftswachstums im Land ist zu befürchten, dass das Haushaltsdefizit höher ausfallen wird. Diese Angst ist nicht unbegründet, da die EU-Kommission die Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 1,2% auf 0,2% senkte.

Türken bunkern Fremdwährungen
Die Türken hören nicht auf Recep Tayyip Erdogan, zumindest wenn’s ums Geld geht. Bekanntlich hat der Präsident mit autoritären Tendenzen 2018 seinen Landsleuten ans Herz gelegt, doch bitte keine türkische Lira gegen ausländische Währung zu tauschen. Doch die neuesten Zahlen der türkischen Zentralbank zeigen eine andere Entwicklung auf. Mit 46,6% erreicht der Anteil der Fremdwährungen an den türkischen Ersparnissen einen neuen Höhepunkt und verdeutlicht das mangelnde Vertrauen der Türken in die eigene Währung.
Anhaltender Wertverfall der Lira
Diese Flucht aus der Lira ist die logische Konsequenz einer ungebrochenen Schwäche der türkischen Währung. Ein Euro ist aktuell für ca. 6,06 TRY zu erhalten, vor Jahresfrist mussten hierfür lediglich ca. 4,75 TRY aufgebracht werden. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. So wurden, trotz einer Inflation von zeitweise 25%, die Leitzinsen auf Druck von Erdogan zu lange nicht angehoben. Aber auch der heftige Streit zwischen Ankara und Washington war für die wirtschaftliche Situation der Türkei nicht förderlich und verstärkte den Wertverfall der türkischen Lira sogar noch.

Fed hält die Füße still
Angesichts der niedrigen Inflation und der im Prinzip gut laufenden Wirtschaft in den USA gilt bei der amerikanischen Notenbank Fed derzeit das Motto „Abwarten und Tee trinken“. Er sehe aber auch etwas Gegenwind für die US-Wirtschaft, hatte Fed-Chef Jerome Powell am Dienstag gesagt. Angesichts schwächerer Konjunkturdaten und gestiegener Unsicherheiten versprach er eine „geduldige Zinspolitik“. Daher dürften die US-Leitzinsen, die seit Dezember 2018 auf einer Höhe von 2,25% bis 2,5% liegen, auf absehbare Zeit auch dort verharren. Noch im Dezember hatte Powell zwei Anhebungen für 2019 angedeutet, bevor er im Januar auf einen zurückhaltenden Kurs einschwenkte – was den Finanzmärkten nicht geschadet hat. Seitdem erscheint es nicht mehr ausgeschlossen, dass die Fed 2019 die Füße stillhält bzw. die Zinsen sogar schon 2020 senken könnte.
Notenbank reduziert Bilanzsumme
Ein wichtiges Thema an den Kapitalmärkten ist der Umstand, dass die Fed ursprünglich eine deutliche Reduzierung ihrer Bilanzsumme plante. Seit Mitte 2018 ist die Bilanzsumme der Zentralbank um etwa 310 Mrd. USD geschrumpft und liegt heute knapp über 4 Bill. USD. Das Niveau vor der Finanzkrise von weniger als 1 Bill. USD wird man sicherlich nicht mehr erreichen können. Jedoch auch eine Halbierung der Bilanzsumme gilt inzwischen als utopisch, da sich bereits jetzt die Stimmen mehren, den Abbau im Laufe dieses Jahres zu beenden. Damit würde die Bilanz der Fed ungefähr 16 bis 17 Prozent des US-BIPs entsprechen. Einen Wert, den der Fed-Präsident für vertretbar hält.

Zweite Runde für Weidmann
Diese Vertragsverlängerung des Bundeskabinetts war keine Überraschung. Jens Weidmann bekommt eine zweite Amtszeit und wird die Bundesbank weitere acht Jahre als deren Präsident führen. Sollte der 50-Jährige doch wider Erwarten 2020 als Nachfolger von Mario Draghi an die EZB-Spitze rücken, müsste er allerdings seinen Job bei der Bundesbank aufgeben. Für die deutsche Finanzwelt wäre dies aber sicherlich zu verkraften, gilt Weidmann doch als Wunschkandidat für die Draghi-Nachfolge unter den Kritikern der Null- und Minus-Zins-Politik der EZB.
Nie hat Weidmann mit seiner Skepsis gegenüber den großangelegten Staatsanleihekäufen hinterm Berg gehalten, welche die EZB als zentrales Kriseninstrument eingesetzt hat. Damit erntete er in Ländern wie Deutschland, den Niederlanden oder auch in Skandinavien viel Applaus. Dagegen machte sich Weidmann mit dieser Haltung in den südlichen Euro-Ländern Griechenland oder Italien wenig Freunde. Die Kritiker der expansiven Geldpolitik können nun zumindest sicher sein, dass ihre Interessen im obersten EZB-Gremium durch Weidmann weiterhin kompetent vertreten sein werden. Und natürlich bleibt noch ein Fünkchen Hoffnung, dass der oberste Bundesbanker doch noch Draghi beerben könnte.
