Nichts Neues bei der FED?
Wie nicht anders zu erwarten, wurde am gestrigen Abend bei der US-amerikanischen Notenbank Fed beschlossen, den Leitzins unverändert bei 2,25% bis 2,50% zu belassen. Dies konnte angesichts der unsicheren Konjunkturaussichten nicht wirklich überraschen. Dazu passend wurde auch eine Passage gestrichen, nach der die Risiken für den wirtschaftlichen Ausblick als ungefähr ausgeglichen zu bezeichnen wären, da das wirklich nicht mehr behauptet werden kann. Diese Botschaft wird Donald Trump zwar nicht gerne vernehmen, aber er wird sicherlich wie Pontius Pilatus seine Hände in Unschuld waschen wollen. Schuld sind nämlich immer die Anderen!
Bereits in den vergangenen Wochen deuteten hochrangige Notenbanker bei fast jeder sich bietenden Gelegenheit eine Zinspause an und somit war das einstimmige Votum des Gremiums nachvollziehbar. Zugleich signalisierte der Fed-Präsident Jerome Powell, dass man durchaus in der Lage sei, bei Entscheidungen über künftige Zinsschritte geduldig zu agieren. Damit ist das Ende des Zinserhöhungszyklus in den USA fast erreicht. Denn seitens der Finanzmarkt-Experten wird mit maximal noch einer Zinsanhebung (gegen Jahresende) gerechnet und andere sehen sogar schon zu Beginn des Jahres 2020 die Notwendigkeit einer Zinssenkung im Bereich des Möglichen.
Mit Spannung erwartet wurde jedoch auch eine Aussage zum Abbau der Zentralbankbilanz in den kommenden Monaten. Hierzu erklärte der Fed-Chef, dass man durchaus an dem erklärten Ziel festhalten wolle. Ob dies allerdings im Umfeld schwächelnder Konjunkturaussichten umsetzbar ist, wird sich erst im Laufe des Jahres zeigen.
Die Hoffnung auf einen weichen Brexit stirbt zuletzt
Für Theresa May, die inzwischen unzählige Niederlagen und Attacken im Parlament überstanden hat, gab es zumindest am Dienstagabend einen Grund zum Lächeln. Denn die Abgeordneten des britischen Unterhauses erteilten ihr mit 317 zu 301 Stimmen das Mandat, die komplizierte Irland-Frage mit Brüssel nochmals nachzuverhandeln. Einen Aspekt wohlgemerkt, den sie in ihrem selbst ernannten besten aller Abkommen schon einmal mit der EU ausgehandelt hat. Doch was soll zur Diskussion gestellt werden, wenn von den Auftraggebern kein vorformulierter Gegenvorschlag vorliegt? Die Frage ist somit, was May zum Lächeln brachte. Inzwischen hat man den Eindruck, dass sie ganz bewusst auf Zeit spielt und auf ein Einknicken ihrer Gegenspieler kurz vor Schluss setzt.
Das Spiel gleicht einer Quadratur des Kreises
Sowohl Brüssel als auch Dublin haben immer wieder klargemacht, dass die sogenannte Backstop-Lösung einer Quadratur des Kreises gleicht. Mit ihrem neuen Verhandlungsmandat aus dem Unterhaus hat May lediglich etwas Zeit gewonnen, bevor ihr das Parlament womöglich das Heft des Handelns aus der Hand nehmen wird. Denn das Unterhaus hat damit im Kern einer Gesetzesergänzung zugestimmt, die einen harten No-Deal-Brexit ablehnt, gleichzeitig jedoch eine Änderung des Nordirland-Backstops zur Voraussetzung für eine Annahme des Abkommens macht. Doch was soll passieren, wenn May wieder mit leeren Händen aus Brüssel zurückkehrt? Immerhin hat EU-Ratspräsident Donald Tusk prompt signalisiert, dass das Abkommen nicht nachverhandelbar sei und auch EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker lehnte dies ab. Obwohl klargeworden ist, dass eine Mehrheit in Westminster - nach einem unverbindlichen Beschluss - keinen Brexit ohne Deal will, kann es durchaus sein, dass Großbritannien ungewollt und sehenden Auges in eine solche Situation hineinschlittert.
Kapitalmärkte im Banne der Brexit-Debatte
Das Ringen um den Brexit macht sich auch an den Kapitalmärkten bemerkbar, an denen das britische Pfund während der Parlamentsdebatte unter Druck geraten war. Unterm Strich aber hat das Pfund im Januar sowohl gegenüber dem US-Dollar als auch dem Euro aufgewertet. Am Bondmarkt sank die Rendite für zehnjährige britische Staatsanleihen auf 1,262%, was allerdings einen Anstieg des Risikospreads auf ca. 110 BP gegenüber deutschen „Bunds“ bedeutet. Die Hoffnung auf einen weichen Brexit lebt dennoch an den Kapitalmärkten weiter. So taxiert Goldman Sachs das Risiko eines ungeordneten EU-Austritts von Großbritannien immer noch auf lediglich 10%. Ähnlich sehen dies einige von Bloomberg befragte Ökonomen, die das Pfund per Ende 2019 gegenüber dem Dollar um 5% höher sehen, was mit einem ungeordneten Brexit nicht vorstellbar wäre.
May müsste über ihren eigenen Schatten springen
Wie dieser verhindert werden kann, ist im Moment nicht erkennbar. Denn es gilt als weiterhin ungewiss, ob May selbst bei kleinsten Zugeständnissen seitens der EU insbesondere die Hardliner in ihrer eigenen Partei wird umstimmen können. Vielleicht ist der einzige Ausweg aus dieser Sackgasse, den Schulterschluss mit der oppositionelle Labour-Party zu wagen. Aber dazu müsste die Regierungschefin wohl über ihren eigenen Schatten springen und dazu ist sie noch nicht bereit.
Hellas-Bonds trotz Ramschstatus heiß begehrt
Der durch die hohe Liquidität an den Märkten verursachte Anlagenotstand hat in dieser Woche für eine starke Nachfrage nach Neuemissionen aus Griechenland, Österreich und Belgien gesorgt. Nachdem sich Athen erstmals nach Ende des EU-Stabilitätsprogramms wieder an den Kapitalmarkt wagte, rissen sich die Anleger förmlich um die neuen Hellas-Titel. Die Nachfrage war mit 10 Mrd. € rund fünfmal so hoch wie das Angebot von 2 Mrd. €, woraufhin Athen das Emissionsvolumen auf 2,5 Mrd. € erhöhte.
Athen zahlt höchste Zinsen im Euroraum
Der neue Hellas-Bond (A2RXBM) ist mit einem Kupon von 3,45% ausgestattet und ist im April 2024 endfällig. Damit lag der Kupon etwas unter den Erwartungen von 3,5% bis 3,7%, aber die Emissionsrendite belief sich auf 3,6%. Noch im Juli 2017 musste Athen eine fünfjährige Anleihe mit einem Kupon von 4,375% ausstatten, um die Refinanzierung in trockene Tücher zu bekommen. Bemerkenswert ist die aktuell hohe Nachfrage auch vor dem Hintergrund, dass alle großen Ratingagenturen griechische Staatsanleihen mit Non-Investment Grade einstufen. Somit weisen zehnjährige griechische Staatsanleihen aktuell einen Renditespread gegenüber deutschen „Bunds“ von ca. 372 BP auf. Was wiederum bedeutet, dass Athen im Euroraum die mit Abstand höchsten Zinsen zahlen muss.
Österreich freut sich über rekordhohe Nachfrage
Anders stellt sich die Situation für Österreich dar. Das Land weist im zehnjährigen Bereich gegenüber deutschen Bundestiteln einen Risikoaufschlag von lediglich 21,4 BP auf und durfte sich über eine rekordhohe Nachfrage in Höhe von 28 Mrd. € freuen. Die Anleihe mit einem Volumen von 5 Mrd. € (A2RXDK) ist mit einem Kupon von 0,50% ausgestattet und die Emissionsrendite des am Dienstag platzierten Titels betrug 0,545%.
Ebenfalls erfolgreich konnte Belgien eine Anleihe mit einem Volumen von 5 Mrd. € (A2RXCS) platzieren. Der sogar erst im Juni 2050 endfällige Titel ist mit einem Kupon von 1,7% ausgestattet.
Beim Shutdown ist die Kuh längst noch nicht vom Eis
Der bisher längste Government Shutdown in der Geschichte der USA, von dem 800.000 Beschäftigte betroffen waren, ist beendet - zumindest vorläufig. Und glaubt man der Agentur S&P Global Ratings, so hat er mindestens 6 Mrd. USD gekostet – also mehr als der 5,7 Mrd. USD teure, umstrittene Bau der Grenzmauer zu Mexiko. Das parteiübergreifend tätige Haushaltsbüro des Kongresses kommt für die Dauer der Haushaltssperre sogar auf eine um 11 Mrd. USD verminderte Wirtschaftsleistung, wovon allerdings ein Teil im Lauf des Jahres wieder kompensiert werden könnte.
Übergangshaushalt nur bis zum 15. Februar
Und dabei ist die Kuh längst noch nicht vom Eis. Denn bekanntlich ist der Regierungsstillstand mit Hilfe eines Übergangshaushalts nur bis zum 15. Februar ausgesetzt. Bis dahin soll ein Vermittlungsausschuss über Maßnahmen zur Grenzsicherung verhandeln. D. T., der Unberechenbare, deutete bereits an, die Mauer auch ohne Plazet des Kongresses zu bauen, indem er den „Nationalen Notstand“ ausruft. Ein solches Vorgehen wäre allerdings äußerst umstritten und dürfte vor Gericht angefochten werden. In diesem Zusammenhang ist es immer wieder verwunderlich, dass kein Demokrat den amtierenden Präsidenten mit seiner damaligen Aussage konfrontiert, die Mexikaner dafür bezahlen zu lassen.
Regierungsstillstand als innenpolitisches Risiko
Für die Kapitalmärkte, die ohnehin unter geopolitischen Spannungen zu leiden haben, ist mit der hausgemachten Lähmung der USA durch den Shutdown ein innenpolitisches Risiko hinzugekommen. Denn wie die US-Großbank JP Morgan vorrechnet, kostet eine Woche Shutdown bis zu 0,2 PP an Wirtschaftswachstum. Nicht von Ungefähr hatte die Ratingagentur Fitch ja schon gewarnt, die USA könnten ihr „AAA“-Rating verlieren, hätte der Shutdown bis März angedauert und dann womöglich mit einem Streit über die Schuldenobergrenze zusammenzufallen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden!